Pyrrolizidinalkaloide: Phytotherapie ist sicher

Seit einiger Zeit gibt es in den Medien gelegentlich Berichte über Pyrrolizidinalkaloide (PA). Diese Stoffe werden von bestimmten Pflanzen als Fraßschutz gebildet. Weil den PA in hohen Dosen toxische und in geringen Dosen mutagene Wirkungen zugeschrieben werden, hat man in arzneilich genutzten Pflanzen wie Pestwurz oder Beinwell den PA-Gehalt durch Züchtungsmaßnahmen stark verringert.  

Erneut in die Schlagzeilen gelangten die PA im Jahr 2013, weil sie mit neu entwickelten empfindlicheren Analysenmethoden erstmals auch in Tees und anderen Produkten aus Pflanzen, die selbst keine PA bilden, nachgewiesen wurden. In diese Produkte können PA bei der Ernte durch geringste Anteile an PA-haltigen Beikräutern wie Greiskraut oder Natternkopf eingetragen werden. Das gilt sowohl für Lebensmittel wie auch für Zubereitungen aus Arzneipflanzen. Deshalb haben die europäische Lebensmittelbehörde EFSA wie auch der Ausschuss für Pflanzliche Arzneimittel (HMPC), das für Arzneimittel zuständige Gremium der europäischen Zulassungsbehörde (EMA), in der Folge entsprechende Vorgaben veröffentlicht.

Um die Vorgaben für den Arzneimittelbereich umzusetzen, haben die Hersteller pflanzlicher Arzneimittel umgehend in Eigenverantwortung eine konzertierte Aktion gestartet und einen Maßnahmenplan (Code of Practice) erarbeitet. Er setzt auf allen Ebenen des Herstellungsprozesses pflanzlicher Arzneimittel an, beginnt bei der Saatgutauswahl und setzt sich bei Anbau bzw. Wildsammlung, der Beikrautbekämpfung, der Ernte, der Verarbeitung und der Qualitätskontrolle fort. Hierdurch werden PA in pflanzlichen Arzneimitteln zuverlässig erfasst und durch stufenweise optimierte Maßnahmen kontinuierlich verringert. Die Erarbeitung dieses Maßnahmenplans erfolgte in Abstimmung mit der deutschen Zulassungsbehörde für Arzneimittel (BfArM), die im Frühjahr 2016 unter Bezugnahme auf die bereits erfolgten Maßnahmen Grenzwerte veröffentlicht hat, die nun flächendeckend umgesetzt werden.

Deutschland ist mit diesen neuen qualitätssichernden Maßnahmen, an deren Erarbeitung auch zahlreiche Mitglieder der Gesellschaft für Phytotherapie beteiligt waren, Vorreiter in Europa. Derzeit laufen Aktivitäten, um diese Maßnahmen auch in anderen europäischen Ländern einzuführen. Die Kontrolle der PAs reiht sich dabei in die große Zahl an qualitätssichernden Maßnahmen ein, die heute bei pflanzlichen Arzneimitteln selbstverständlich sind, wie zum Beispiel die Kontrolle auf mögliche Pestizid-, Schwermetall- oder Aflatoxin-Belastungen, und die für die international anerkannt hohe Qualität der pflanzlichen Arzneimittel in Deutschland sorgen.

24.05.2016

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