Die Gesellschaft für Phytotherapie (GPT) veröffentlicht ein neues Positionspapier zum Status von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM).
Wir fassen hier unsere Standpunkte zur sachlichen und regulatorischen Neuordnung sowie die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung und Sicherung der Qualität von NEM zusammen. Das Statement ist unter https://phytotherapie.de in voller Länge zur lesen.
Zusammenfassung
Das Positionspapier bezweifelt einen durchgängigen Nutzen von NEM für Verbraucher/-innen und zitiert als Beleg Risiken, wie z.B. eine häufig vorkommende mangelnde Qualität oder falsche Deklaration der Inhaltsstoffe. Auch eine irreführende gesundheitsbezogene Werbung wird kritisiert, da kaum ein Produkte ein europäisches Label (Health Claim) hierfür besäße. Die arzneimittelähnlichen Darreichungsformen sieht das Positionspapier als Verstoß gegen die EU- Verordnung 1169/2011 Lauterkeit der Informationspraxis an. Die hierfür ursächliche Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung (NemV) müsse geändert werden. Zur Abgrenzung von Arzneimitteln seien weder die Aufmachung, noch die Beschriftung, noch die Form als Tabletten oder Kapseln angemessen, um Verbraucher vor einer falschen Zuschreibung oder gar Verwechslung zu schützen. Insbesondere die dem Arzneimittelgesetz unterliegenden pflanzlichen Arzneimittel liefen Gefahr, für NEM gehalten zu werden und vice versa, z.B., wenn sie Pfefferminzöl oder Ingwer oder Lavendel enthalten.
Wegen mannigfacher Mängel bei untersuchten NEM (fehlerhafte Gehaltswerte, Kontaminationen, falsche Deklarationen) sei zu vermuten, dass Produktanalysen von einigen Herstellern wenig sorgfältig durchgeführt oder deren Ergebnisse nicht berücksichtigt werden. Die GPT fordert daher eine transparentere und deutlich intensivierte Qualitätsprüfung von NEM durch die nationalen Lebensmittelüberwachungsbehörden oder staatlich autorisierte Benannte Stellen.
Sollten trotz verschärfter Überwachung der Produkte keine substanziellen Verbesserungen eintreten, plädiert die GPT für eine Reihe weiterer regulatorischer und Prüf-Maßnahmen. Diese könnten umfassen:
- Anlage eines öffentlich zugänglichen Registers der Prüfungsergebnisse
- Zulassungspflicht von NEM
- Vertriebsuntersagungen, wenn Hersteller wiederholt problematische NEM in den Markt bringen;
- Anwendung einer sogenannten Nutrivigilanz
Abschließend gibt die GPT der Hoffnung Ausdruck, NEM mit Health-Claims würden als gesundheitsfördernde Lebensmittel zukünftig präzise deklariert und daher besser erkennbar sein. Probleme wie werbeabhängige Fehleinschätzungen, mögliche Fehlernährung, Überdosierungen oder Interaktionen mit Medikamenten würden zukünftig seltener im Zusammenhang mit NEM auftreten.
Detmar Jobst, Andreas Hensel , Karin Kraft