Phytokongress 2015

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"Die Phytotherapie im therapeutischen Konzert"

Rostock, 8.-10. Oktober 2015
Yachthafenresidenz Hohe Düne, Rostock-Warnemünde

Kongressbericht

Impulse für die Phytotherapie 

Bereits die Eröffnung des Kongresses setzte ein Zeichen. Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch die Kongresspräsidentin, Frau Prof. Dr. Karin Kraft, folgte nicht die bei vielen Kongressen übliche Reihe weiterer Grussworte, sondern es ging gleich medias in res: Herr Dr. Hubertus Cratz aus Brüssel stellte die Entwicklung der Phytotherapie in Deutschland in den europäischen Zusammenhang. In einer ganzen Reihe von europäischen Ländern wird das europäische Regelsystem, dass den Rahmen für den Status der pflanzlichen Arzneimittel auch in Deutschland setzt, nicht umgesetzt. Stattdessen wandern dort die pflanzlichen Mittel in den Bereich der Nahrungsergänzungsmittel (NEM) ab, und die Politik der entsprechenden Länder stützt nicht den Arzneimittelstatus dieser Produkte, sondern setzt sich in Brüssel für eine Ausweitung der Zulassungsmöglichkeiten für Nahrungsergänzungsmittel ein, indem man für diese Mittel die Möglichkeit einräumen will, sich auf die in den HMPC-Monographien dokumentierte Tradition der arzneilichen Anwendung zu beziehen.

Das würde die Anstrengungen unterlaufen, für die pflanzlichen Präparate die bisherige Rolle in der ärztlichen Arzneitherapie zu sichern und die Präsenz in den medizinischen Leitlinien auszubauen, also ein zentrales Anliegen der Gesellschaft für Phytotherapie, denn Nahrungsergänzungsmittel sind ja nicht für die Therapie von Krankheiten vorgesehen. 

Ein Fazit war, dass die Forschung für eine wissenschaftliche Phytotherapie in Zukunft von wachsender Bedeutung für ihre Verfügbarkeit als Arzneimittel sein wird.

Klinische Forschung: Patientenorientierung als Schlüssel  

Es folgte am Nachmittag des ersten Kongresstages eine ganze Reihe von Vorträgen, die Einblick in die Forschung in therapeutischden Anwendung gaben, und über klinische Studien, nichtinterventionelle Untersuchungen zur ärztlichen Anwendung und zur Rolle in der Selbstmedikation berichteten, ebenso wie Review-Beiträge zur Studienlage, die von einem großen Auditorium rege diskutiert wurden. 

Mythen und Fakten in der Phytotherapie

Der Morgen des zweiten Kongresstages zeigte auf, wie das Bild der Phytotherapie in vielen Fällen durch Vermutungen, Missverständnisse und Fehlinformationen geprägt wird und wie es gelungen ist, hier durch Fakten gegenzusteuern. Für Kawa, die anxiolytische Droge aus der Südsee, konnte zwar gerichtlich geklärt werden, dass die seinerzeit von der Zulassungsbehörde wegen des Verdachtes hepatischer Nebenwirkungen verhängten Massnahmen nicht gerechtfertigt waren,  doch ist eine Rückkehr in die klinische Anwendung nicht absehbar. Anders war es beim Johanniskraut. Nachdem Ende der 90er Jahre Interaktionen mit anderen Arzneimitteln entdeckt worden waren, setzte sich nach Aufnahme entsprechender Texte in die Packungsbeilage der Erfolg in der Behandlung leichter bis mittelschwerer Depressionen bis heute fort. Aufgeräumt wurde auch mit dem Mythos, dass der Alkohol in pflanzlichen Arzneimitteln Grund für Bedenken sein kann - mit den üblichen Nahrungsmitteln und Getränken wie Brot oder Apfelsaft werden deutlich höhere Alkoholmengen aufgenommen. Genomics wurde als moderner Forschungsansatz präsentiert, der den Mythos addressiert, Kombinationen vieler Stoffe könnten nicht rational sein. Last but not least wurden die zahlreichen Mythen zu Nebenwirkungspotentialen aufgeklärt, auf die man im Rahmen der Pharmakovigilanz stößt. Weitere Themen des Morgens waren klinische und präklinische Daten.

Nachwuchsförderpreis verliehen

Höhepunkt und Abschluss des Vormittages war aber die Verleihung des Preises der GPT zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, der an J. Fuchs für ihre Dissertation bei Herrn Prof. Fürst am Institut für pharmazeutische Biologie an der Universität Frankfurt ging.  

Von der Pflanze zum Arzneimittel

Alle Schritte vom Anbau über die Extraktherstellung bis zur Zulassung von pflanzlichen Arzneimitteln wurden am Nachmitta vorgestellt. Dies war ein Themenbereich, der vor allem auch den Ärzten unter den Kongressteilnehmern viel Neues brachte.  

Ein bunter Strauss von präklinischen und klinischen Beiträgen bildete den Abschluss des zweiten Kongresstages, gefolgt vom Kongress-Dinner, bei dem ein Shanty-Chor maritimes Lokalkolorit vermittelte und den Rahmen für einen entspannten Austausch zwischen den Kongressgästen bot.

In diesem Rahmen wurde auch der Poster-Preis verliehen, der in diesem Jahr zu gleichen Teilen an F. Petereit, Münster, S. Garcia de Arriba, Salzgitter und T. Wegener, Weinheim ging.

Symposien zum Abschluss

Der Samstag bot ein Symposium zur Phytotherapie in der Altersmedizin und, erstmals im Rahmen eines GPT-Kongresses, zur Phytotherapie in der Tiermedizin, das, mit einer eigenen Postersession, sehr gut besucht und erfolgreich war.

Am Nachmittag folgten ein Symposium für PTAs und MTAs, sowie parallel, ein sehr gut besuchtes Symposium für die Bevölkerung, das auch tiermedizinische Themen aufgriff.

Ausblick

Insgesamt wird dieser Kongress, der erstmals in Rostock, im idealen Rahmen des Kongresszentrums Hohe Düne zu Gast war, ganz sicher als Erfolg in die Geschichte der Phytotherapie eingehen.   

Nächste Gelegenheit für den wissenschaftlichen Austausch auf dem Gebiet der Phytotherapie ist dann der 3. gemeinsame, trinationale Kongress von GPT, SMGP und ÖGPhyt in Bonn Anfang Juni 2016. Mehr