Kongressbericht
Unter dem Motto „Aktive Vielfalt für Patienten, Ärzte, Tierärzte und Apotheker“ fand vom 19. bis 21. September 2019 im Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie der Universität Münster der Phytotherapiekongress 2019 statt.
Nach der musikalisch umrahmten Begrüßung durch K. Kraft, Rostock, und A. Hensel, Münster, sowie dem Grußwort des Dekans des Fachbereichs Chemie und Pharmazie der Universität Münster, H.U. Humpf, der die Bedeutung der Naturstoffe in Forschung und Lehre hervorhob, widmete sich der Festvortrag von K. Becker, Greifswald, der Problematik der Antibiotikaresistenzen, die aufgrund der Zunahme von Infektionen durch multiresistente Erreger wie z.B. Enterokokken längst eine große volkswirtschaftliche Bedeutung erlangt haben. Die Therapierbarkeit von Infektionen nehme daher ab, zudem seien weltweit aufgrund rückläufiger Forschungsaktivitäten kaum neue Entwicklungen von Antibiotika zu verzeichnen. Lösungen zur Eindämmung der Resistenzproblematik im Rahmen eines „One World – One Health“-Konzeptes bestehend aus den Bereichen Mensch, Tier und Umwelt setzten voraus, dass fachgebietsübergreifende Aktivitäten stattfinden, zu denen u.a. die Verminderung des Antibiotikaeintrages in die Umwelt sowie die Vermeidung von unnötigem Desinfektionsmitteleinsatz und ko-selektionierender Futteradditive gehöre, aber auch Prävention und Transmissionsvermeidung durch Basishygiene und rationale Aufklärung sowie Ansätze zur Revitalisierung einer Forschung an Antiinfektiva.
Vor dem Hintergrund einer globalen Bedrohung der Gesundheit durch Infektionskrankheiten und der Feststellung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass 80% der Bevölkerung von Entwicklungsländern auf eine medizinische Versorgung mit Naturstoffen angewiesen sind, präsentierte S. Ludwig, Münster, eine Übersicht antiviraler Potenziale von Naturstoffen und pflanzlichen Extrakten sowie Erkenntnisse seiner in vitro-Forschung zum Wirkmechanismus von Zubereitungen aus Cistus incanus bei Influenzaviren. Seiner Meinung nach besitzen Naturstoffe ein großes Potenzial bei Prophylaxe und Therapie, entweder als Pflanzenextrakt oder auch als Quelle semisynthetischer Therapeutika.
Der dritte Plenarvortrag von C. Moissl-Eichinger, Graz, befasste sich mit den Interaktionen des äußerst komplexen intestinalen Mikrobioms mit kurzkettigen Fettsäuren und mit Pharmaka. So wirkt beispielsweise Johanniskraut bei Tieren mit sterilisiertem Darm nicht. Der Forschungsbedarf in diesem Bereich ist noch sehr groß.
Die anschließenden Kurzvorträge befassten sich mit klinischen Studien. K. Kuchta, Göttingen, stellte eine offene Anwendungsstudie bei 156 Angst-Patienten mit Kava-Extrakt vor. Am besten sprachen Patienten mit kurzfristigen, nicht chronifizierten und situativen Angstbeschwerden entsprechend der Indikation der Kommission E an, d.h. die vom HMPC für Kava favorisierte Indikation generalisierte, neurotische Angst ist nicht zutreffend. Veränderungen bei den Laborparametern, insbesondere den Leberwerten, ergaben sich nicht. R. Spiegel, Basel, berichtete über eine Meta-Analyse von randomisierten klinischen Studien zum erfolgreichen Einsatz von Gingko-biloba-Extrakt EGb 761 bei neurosensoriellen Beschwerden von Demenzpatienten. JM Träder, Lübeck, stellte eine Pilotstudie mit Kreno 058®, einer Kombination aus den Extrakten von Origanum vulgare und schwarzer Johannisbeere vor. Patienten mit MRSA-positiven Nasen- und Rachenabstrichen wurden erfolgreich damit behandelt. G. Ulrich-Merzenich, Bonn, präsentierte Fallstudien zur Sinnhaftigkeit der Kombination von Phytotherapie und mikrobiologischer Therapie bei Cystitis infolge multiresistenter Bakterien. T. Thumann, Graz, stellte ein in vitro-Verdauungsmodell vor, mit dem er zeigte, dass sich die Zusammensetzung von STW 5 während der Magen-Darmpassage kaum verändert.
In der Parallelsession wurden neue Daten zur Versorgungsforschung gezeigt. Eine systematische Befragung von 412 Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, die von R. Lauche, Bamberg, vorgetragen wurde, ergab, dass Cannabis nur selten von dieser Patientengruppe verwendet wird. O. Kelber, Darmstadt, stellte zunächst ein systematisches Review zur Therapie von funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen bei Kindern mit pflanzlichen Arzneimitteln vor. Anschließend zeigte er anhand von Daten der PhytoVIS-Studie, dass die eingeschlossenen 2063 Kinder unabhängig von der Altersgruppe die verwendeten Phytopharmaka als wirksam und gut verträglich bewerteten, und in einem weiteren Vortrag, dass STW 5 von Patienten aller Altersgruppen als rasch wirksam und gut verträglich bei gastrointestinalen Beschwerden eingestuft wird. Schließlich präsentierte er noch ein Review zu pharmakologischen Studien mit wässrigen Weidenrindenextrakten und ihren Inhaltsstoffen. Es schloss sich die sehr gut besuchte Postersession mit insgesamt 51 Beiträgen an, die auch am folgenden Tag erneut besichtigt und diskutiert werden konnten.
Am 20. 9. wurden zunächst Übersichtsvorträge zu neuen Erkenntnissen zu Adaptogenen aus Rhodiola-Extrakt (A. Eckert, Basel), zu Silexan (H.P. Volz, Werneck) und zu Safran (K. Nieber, Leipzig) gehalten. Die nachfolgenden Vorträge befassten sich mit der Problematik der Pyrrolizidinalkaloide in Phytopharmaka. Zunächst stellte B. Steinhoff, Bonn den derzeitigen regulatorischen Stand dar, B. Klier, Vestenbergsgreuth, berichtete über die Herausforderungen bei der Analytik und D. Schrenk, Kaiserslautern, stellte neueste in vitro-Ergebnisse zur Zytotoxizität und Genotoxizität der verschiedenen Pyrrolizidinalkaloide dar. Bei einer der beiden folgenden Parallelsitzungen standen Qualitätsaspekte und Analytik im Zentrum. S. Sashar, Iserlohn, stellte eine optimierte HPLC-Methode zur Stabilitäts- und Gehaltsbestimmmung von Markersubstanzen in Phytopharmaka vor. M. Lechtenberg, Münster, berichtete über 14 Nahrungsergänzungsmittel auf der Basis von Brokkoli, nur 5 davon entsprachen hinsichtlich des Glucoraphanin- bzw. Sulforanphangehaltes den angegebenen Spezifikationen, bei den anderen war der Gehalt deutlich geringer oder nicht nachweisbar. V. Spiegler, Münster, stellte Extrakte aus Apiacceen-Drogen vor, die traditionell bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen eingesetzt werden. Die darin enthaltenen Phtalide zeigen antiadhäsive Eigenschaften gegenüber UPEC in vitro und in vivo. In der anderen Parallelsitzung mit dem Schwerpunkt in-vitro-Pharmakologie stellte L. Welslau, Bonn, den Einfluss von Omeprazol bzw. STW 5 auf die Genexpression säuresensibler Kanäle und Serotoninrezeptoren von Gewebeproben von Ratten- und humanem Ösophagus unter Säurebelastung vor. L. Weber, Leipzig, berichtete über entzündungshemmende und barrierestabilisierende Wirkungen einer Kombination aus Myrrhe, Kaffeekohle und Kamillenblüten in einem Zellmodell der intestinalen Mukosa. O. Mierau, Marburg, zeigte bei Hippokampusneuronen der Maus, dass ein Johanniskrautextrakt im Gegensatz zu Desipramin deren Plastizität verbessert, die migratorische Kapazität der Mikrogliazellen steigert und die Produktion von reaktiven Sauerstoffradikalen hemmt, ein Hinweis darauf, dass Johanniskrautextrakt präventiv oder therapeutisch bei neurodegenerativen Erkrankungen wirken könnte.
An Nachmittag fand zunächst eine von B. Steinhoff moderierte Podiums- und Publikumsdiskussion mit K. Kraft, Rostock, A. Hensel, Münster und A. Biller, Winsen/Luhe statt. Es wurde deutlich, dass hinsichtlich des regulatorischen Status und der behördlichen Überprüfung zwischen pflanzlichen bzw. traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln und pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln große Unterschiede bestehen, die für den Verbraucher aber kaum erkennbar sind. So müssen Arzneimittel ihre Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit vor der Zulassung belegen, während Nichtarzneimittel kein solches Verfahren durchlaufen müssen und die Einhaltung dieser Kriterien in der Eigenverantwortung des Unternehmens liegt. Gerade beim Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln aus dem Internet ist Vorsicht geboten, wie von den Diskutierenden geäußert wurde. Im Sinne des Verbrauchers sollten die Produkte zuverlässig und beispielsweise durch eine entsprechende Deklaration erkennbar sein. Angesichts der Produktvielfalt im Nichtarzneimittelbereich gelte es aber auch, die Optionen zur Vermarktung von Arzneimitteln weiterzuentwickeln. Hierzu gehöre beispielsweise die Schaffung von Innovationen durch Anreize zur Durchführung klinischer Forschung oder durch eine Modernisierung traditioneller Indikationen, um „Abwanderungen“ in angrenzende Bereiche zu vermeiden. Bei der Entwicklung von Produkten gelte es deshalb, nicht nur die Risiken, sondern auch die Chancen zu sehen.
In Anschluss fanden zwei Plenarvorträge zu Phytopharmaka und Synergien statt. Zunächst stellte S. Pickartz, Salzgitter, den aktuellen Erkenntnisstand zu den Wirkungen von Baldrian-, Hopfen- und Melissenextrakt auf der Rezeptorebene dar. Die beruhigenden und schlaffördernden Effekte dieser Vielstoffgemische beruhen auf der Synergie von multiplen Wirkungen, dies erklärt den breiten Indikationsbereich und die gute Verträglichkeit dieser Extrakte. G. Ulrich-Merzenich, Bonn berichtete über die erheblichen Potenziale von Arzneipflanzen mit antitumoraler Wirkung. Gegenwärtig werden diese vor allem unter dem Aspekt von adjuvanten Therapieansätzen bzw. der Sekundärprävention untersucht. Dabei sind insbesondere deren synergistische Wirkungsweisen von Bedeutung. In der einen der beiden folgenden Parallelsessions stellte O. Kelber, Darmstadt, die Wirkmechanismen eines Kombinationspräparates bei Erkrankungen des Bewegungsapparates vor, anschließend folgten eine Übersicht zu Arzneipflanzen bei Kachexie, vorgetragen von K. Kuchta, Göttingen, und ein vorwiegend pharmaziehistorischer Vortrag zur Eibischwurzel, von O. Kelber. Parallel dazu trug S. Aatz, Bonn, Daten zur Bindung von Hyperosid und Hyperforin an 5-HT2A-Rezeptoren vor. L. Rutz, Kaiserslautern, berichtete über die strukturabhängige Zytotoxizität von Pyrrolizidinalkaloiden bei primären Hepatozyten der Ratte, V. Spiegler, Münster, über antientzündliche Wirkmechanismen von Extrakten aus der Wurzel von Ononis spinosa L.. Im Anschluss fasste der diesjährige Preisträger des Nachwuchspreises der GPT, S. Schmidt, Berlin, die wichtigsten Ergebnisse seiner Arbeit zusammen.
Bei der anschließenden Preisverleihung wurde ihm der Nachwuchspreis der GPT für seine Dissertation „Modifikation der Antibiotikaresistenzen klinisch relevanter pathogener Bakterienarten durch pflanzliche Naturstoffe“ verliehen, die die aus Vorstand, Kuratorium und Beirat der korporativen Mitglieder bestehende Jury einstimmig unter mehreren Bewerbern auf Platz 1 gesetzt hatte. Der Preisträger konnte durch Kombinationen von methanolischen Arzneipflanzenextrakten mit Antibiotika in vitro synergistische Effekte bei multiresistenten grampositiven und -negativen Erregern zeigen. Resistenz-modifizierende Naturstoffe/Naturstoffkombinationen, wie sie von einer Vielzahl an Pflanzen produziert werden, können somit als Adjuvans die Therapierbarkeit mit dem durch die Resistenzentwicklung unwirksam gewordenen Antibiotikum wiederherstellen.
Bei den Posterpreisen ging der erste Preis an die Autoren B. Mo, B. Scharf und A. Hensel, Münster, für die Arbeit „Pflanzliche Drogen bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen als Stimulatoren von Tamm-Horsfall-Protein: Entwicklung und Validierung eines ELISA zur THP-Quantifizierung“. Den zweiten Preis erhielten J. Möller et al., Darmstadt, die die in der PhytoVis-Datenbank enthaltenen Daten zu Produkten aus Eibisch (Althaea officinalis) von 141 Patienten auswerteten. Der dritte Preis ging an K. Kostev, Frankfurt, für das Poster mit dem Titel „Therapie mit Johanniskraut ist mit einer reduzierten Inzidenz der Demenz in hausärztlichen Praxen assoziiert“, in dem epidemiologische Daten von über 62.000 Patienten mit bzw. ohne Demenz analysiert worden waren.
Am 21.9.2019, stellte K. Kraft, Rostock, in einem Plenarvortrag den regulatorischen Umgang mit Phytotherapie, die Förderung der Forschung und ihre Einbindung in das nationale Gesundheitswesen von Japan, Vietnam, Thailand, Iran, Saudi-Arabien und Australien vor. Trotz der sehr unterschiedlichen Regierungsformen und wirtschaftlichen Verhältnisse ist allen Ländern mit Ausnahme von Australien gemeinsam, dass Phytotherapie sowohl in der Forschung als auch in der Lehre staatlich gefördert wird und ihr großes Potenzial deshalb gut genutzt werden kann. Anschließend wurden neue Daten zur Sicherheit vorgestellt. Zunächst berichtete H. Sievers, Vestenbergsgreuth, über den Erkenntnisstand zu Estragol und dessen regulatorische Einordnung, im Anschluss demonstrierte M. Esselen, Münster, neue Daten und Hypothesen zur Toxifizierung und Detoxifizierung verschiedener Phenylpropene in aromatisierten Lebensmitteln und in Nahrungsergänzungsmitteln. In der Parallelsession stellte W. Knöss, Bonn, das Beratungsangebot des BfArM zu klinischen Prüfungen (Phase I und II) vor, das wegen der allseits bekannten Problematik in einem möglichst frühen Stadium genutzt werden sollte. T. Wegener, Weinheim, berichtete über die Problematik der Pharmakovigilanz bei pflanzlichen Arzneimitteln, insbesondere über den inadäquaten Pauschalverdacht ohne Kausalitätsbezug.
Den Abschluss bildete ein Vortrag von AR Brochado, Würzburg. Sie stellte Ergebnisse einer kürzlich in „Nature“ publizierten Arbeit zu ca. 3 000 Kombinationen von Antibiotika mit anderen Arzneimitteln bzw. Nahrungszusätzen (z. B. Vanillin) bei 6 Stämmen von 3 gramnegativen Bakterienstämmen vor. Das Potenzial der möglichen Interaktionen war sehr groß, wobei die Zahl der antagonistischen Interaktionen deutlich höher war als die der synergistischen.
Parallel zum Kongressprogramm am 21.9. 2019 fand ein Symposium für Tierärzte und Tierärztinnen statt. Themenschwerpunkt waren Prophylaxe und Therapie von Infektionskrankheiten mit Phytotherapeutika. M. Walkenhorst, Frick, referierte über Dosierungsfragen, M. Mendel, Warschau, zur Wirkung von Pflanzenextrakten auf die Darmmotorik von Wiederkäuer und Schwein, und S. Schmidt, Berlin, über den adjuvanten Einsatz von Phytoextrakten bei der Antibiotikatherapie. J. Piwowarski, Berlin, trug über Interaktionen von Mikrobiom und Phytotherapeutika bei Darminfektionen von Ferkeln vor, S. Vollstedt, Bokholt-Hanredder, über die Bedeutung des Immunsystems und Y. Thoonsen, Engelskirchen, über Phytotherapie bei Leishmaniose. Am Nachmittag fand dann ein von M. Walkenhorst moderierter Workshop zum Wurmbefall bei Pferd und Hund statt.
Die Fortbildungsveranstaltung für pharmazeutisch-technische Assistentinnen war mit etwa 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut besucht. Nach der Begrüßung durch K. Nieber, Leipzig, widmete sich M. Hoffmann, Hannover, der Evidenzbewertung von Phytopharmaka. Sie erläuterte zunächst Begrifflichkeiten und zeigte dann den Zugang zu Informationsquellen zur Beurteilung von Arzneidrogen im Apothekenalltag auf. Hilfe in der Praxis können zudem evidenzbasierte Teamempfehlungen für pflanzliche Arzneimittel sein, die zusammen vom Kollegium erarbeitet und im Beratungsgespräch im Rahmen der Selbstmedikation sinnvoll eingesetzt werden. S. Esch, Münster, gab einen Überblick über Phytopharmaka, die bei Angstzuständen, Depressionen und Schlafstörungen eingesetzt werden. Der Schwerpunkt lag auf der Beeinflussung des gestörten Schlafrhythmus. Dann beleuchtete K. Nieber nach einem kurzen historischen Abriss zur Kulturgeschichte des Kaffees in Mitteleuropa kritisch die pharmakologischen Effekte des Coffeins in Abhängigkeit der Dosierung. Als potenzielles unterstützendes Therapeutikum zur Minderung des Depressionsrisikos um ca. 20 % sei der tägliche Konsum von 3-4 Tassen Kaffee (ca. 400 mg Koffein) empfehlenswert. Hierfür scheint die Hemmung des Adenosinrezeptors verantwortlich zu sein. Im Vortrag von N. Symma, Münster, stand die Behandlung von Rückenschmerzen, diffusen Magen-Darm-Beschwerden und anhaltendem Schwitzen (Hyperhidrose) im Rahmen von psychosomatischen Erkrankungen im Fokus. Möglichkeiten zur symptomatischen Therapie verspannungsbedingter Rückenschmerzen bieten Extrakte von Teufelskralle, Weidenrinde, Beinwell oder Cayennepfeffer. Salbei-Extrakte können sinnvoll bei übermäßiger Schweißproduktion eingesetzt werden, während verschiedene Kombinationsfertigpräparate einen hohen Stellenwert zur Behandlung von diffusen Magen-Darm-Erkrankungen psychosomatischen Ursprungs besitzen. Empfehlenswert seien nach Meinung des Referenten ebenfalls die Magen-Darm-Tees der Standardzulassungen, da diese speziell auf geschmackliche Vorlieben der Patienten und Patientinnen zugeschnittene Individualrezepturen zulassen. Im Anschluss an das wissenschaftliche Vortragsprogramm hatten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Gelegenheit, mit den Referenten und Referentinnen ins Gespräch zu kommen. Die Veranstaltung wurde zudem zum regen Erfahrungsaustausch untereinander genutzt. Der Erfolg gibt den Organisatoren Recht, dieses Forum auch zukünftig auf den Jahrestagungen als festen Bestandteil in das Programm aufzunehmen.
Erstmals fand auch eine Fortbildungsveranstaltung der GPT für Pflegepersonal sowie für Hebammen statt. Hauptgegenstand war neben der allgemeinen Einordnung von Arzneipflanzen-Anwendungen der Einsatz von ätherischen Ölen in der Pflege und im Kreißsaal (Aromatherapie). Zwölf Schwestern und Hebammen folgten aufmerksam einer knappen, aber umfassenden Einführung in die Arzneipflanzen-Wirkstoffgruppen, Beispielen therapeutischer Anwendungen und den Anforderungen an ihren stationäre-klinischen Einsatz, insbesondere als Aromatherapie. Die abschließenden Fallbesprechungen waren ebenso spannend und lehrreich wie die Diskussionen um rechtliche und organisatorische Details. Hierbei ging es u.a. um die Durchsetzbarkeit von eigenständiger Behandlungspflege und die Behauptung einer akademischen Pflege zusammen mit Ärzten und Pflegeleitungen.
Insgesamt waren die Teilnehmer des Kongresses, wie während der Pausen und bei den sehr gut organisierten Veranstaltungen des Rahmenprogramms zu hören war, mit den verschiedenen Veranstaltungen sehr zufrieden. Der Dank aller gebührt Prof. A. Hensel und seinem Team.
Autoren: Prof. Dr. Karin Kraft, Rostock, Dr. Barbara Steinhoff, Bonn (Einleitung, Podiumsdiskussion, Preisverleihungen), Dr. Frank Petereit, Münster (PTA-Fortbildung), Prof. Dr. Detmar Jobst (Fortbildung Schwestern und Hebammen